
Verhaltensmedizin
Verhaltensänderungen können in jedem Alter auftreten und die Tier-Mensch-Beziehung ins Wanken bringen. Traumatisierende Erlebnisse, eine neue Umgebung oder Schmerzen gehen häufig auch an unseren Tieren nicht spurlos vorbei. Häufig geht das psychische Wohl des Tieres eng mit dem physischen einher. So können Schmerzen oder Krankheiten zu einer Verhaltensänderung führen oder umgekehrt.
Zeigt Ihr Tier zum Beispiel übermässige Angst oder ein Verhalten, das Sie beunruhigt oder gar stört, beraten wir Sie gerne.
Nach dem Ausfüllen eines Fragebogens laden wir Sie zu einem persönlichen Gespräch ein, bei dem wir den Ursprung des Verhaltens finden wollen und gemeinsam einen auf Sie und Ihr Tier zugeschnittenen Plan erarbeiten, um Sie bestmöglich zu unterstützen. Häufig reichen schon Anpassungen zu Hause, vorsichtige Gewöhnung oder Training aus. Zur Unterstützung können je nach Fall Nahrungsergänzungen, Pheromone oder Psychopharmaka helfen.
Aggressives Verhalten bei Tieren kann viele Ursachen haben – Angst, Schmerzen, Unsicherheit oder schlechte Erfahrungen. In der Verhaltenstherapie wird versucht, die Auslöser für die Aggression zu erkennen und gezielt zu verändern. Dabei arbeitet man oft mit positiver Verstärkung, um gewünschtes Verhalten zu fördern, und mit gezieltem Training, um alternative Verhaltensweisen aufzubauen. Ziel ist es, dem Tier Sicherheit zu geben und eine stabile Bindung zum Menschen aufzubauen.
Angst ist bei Tieren eine natürliche Reaktion, kann aber zum Problem werden, wenn sie übermässig stark auftritt.
In der Verhaltenstherapie wird gezielt daran gearbeitet, angstauslösende Reize zu identifizieren und das Tier schrittweise daran zu gewöhnen. Dies geschieht oft durch sogenannte Desensibilisierung und Gegenkonditionierung.
Ziel ist es, das Tier in kleinen Schritten an die angstauslösende Situation zu gewöhnen und gleichzeitig positive Erfahrungen zu ermöglichen. Geduld, Konsequenz und positive Verstärkung spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Therapie sollte individuell auf das Tier und seine Bedürfnisse abgestimmt sein.
Demenz bei älteren Tieren, auch als kognitive Dysfunktion bezeichnet, äussert sich durch Verwirrtheit, verändertes Schlafverhalten, Desorientierung oder Unsauberkeit. Die Verhaltenstherapie zielt darauf ab, die Lebensqualität des Tieres zu erhalten und Stress zu reduzieren. Dazu gehören strukturierte Tagesabläufe, geistige Stimulation (z. B. durch Suchspiele), der gezielte Einsatz von Signalen und Belohnungen sowie die Anpassung der Umgebung zur besseren Orientierung. Wichtig ist auch, Geduld und Ruhe im Umgang mit dem Tier zu bewahren. In Kombination mit tierärztlicher Betreuung kann so das Fortschreiten der Symptome verlangsamt werden.
In einem Mehrkatzenhaushalt kann es immer wieder zu Spannungen und Streitigkeiten kommen. Diese entstehen häufig durch Ressourcenmangel, Revierkonflikte oder unausgeglichene soziale Strukturen. Eine verhaltenstherapeutische Herangehensweise zielt darauf ab, das Verhalten der Katzen zu analysieren und die Ursachen der Konflikte zu erkennen.
Wichtige Massnahmen sind z. B. eine ausreichende Anzahl an Rückzugsorten, Futterstellen und Toiletten, sowie das gezielte Training positiver Verknüpfungen (z. B. durch gemeinsames Spiel oder Belohnung bei ruhigem Verhalten). Auch Pheromontherapie kann unterstützend wirken. Geduld, Beobachtung und gegebenenfalls professionelle Unterstützung durch einen Tierverhaltenstherapeuten sind entscheidend für ein harmonisches Zusammenleben.
Unsauberkeit bei Katzen kann viele Ursachen haben, z. B. Stress, Angst, medizinische Probleme oder Unzufriedenheit mit der Katzentoilette.
In der Verhaltenstherapie wird zunächst die Ursache ermittelt. Danach erfolgt eine gezielte Umstellung der Umgebung, z. B. durch mehr Rückzugsorte, optimierte Katzentoiletten (Anzahl, Standort, Streu) und Stressreduktion. Positive Verstärkung spielt eine wichtige Rolle, um gewünschtes Verhalten zu fördern.
Bei starkem Stress können zusätzlich Pheromone oder begleitend tierärztliche Maßnahmen eingesetzt werden. Wichtig ist Geduld und konsequentes, aber sanftes Training.
Das Verhaltensmedizin-Team der Tierklinik Mittelland

Katja Senn
Assistenztierärztin

Sarah Zinkhan
Assistenztierärztin

Martina Uebersax
Tiermedizinische Praxisassistentin